Eventide H90 Harmonizer Test (2024)

Mit dem Eventide H90 bringt der für seine erstklassigen Effekte bekannte amerikanische Hersteller eine größere Version des beliebten H9-Effektpedals auf den Markt. Nachdem diverse Algorithmen des H9 schon in einzelnen Effektpedalen (Blackhole) integriert wurden, folgte im Herbst 2022 mit dem Eventide H90 der große Paukenschlag. Nun lassen sich zwei Algorithmen gleichzeitig nutzen – beim H9 war es nur einer – dazu kommen zehn neue Effekt-Algorithmen und diverse weitere Verbesserungen.

Eventide H90 Harmonizer Test (1)

Eventide H90 – das Wichtigste in Kürze

  • Multi-Effektgerät
  • zwei Effekt-Algorithmen gleichzeitig nutzbar
  • 62 Effekt-Algorithmen (52 aus dem H9 Max plus 10 neue)
  • mehr DSP-Power
  • bessere Bedienung am Gerät – mehr Regler und Fußschalter-Optionen

Der H90 bietet mehr Regelmöglichkeiten als der H9

Der Eventide H90 Harmonizer kommt ähnlich wie der H9 im weiß lackierten Metallgehäuse, allerdings etwas breiter und minimal höher. Die genauen Maße sind 168 x 136 x 66 mm (B x T x H) und die Waage zeigt ein Gewicht von 820 Gramm an. Das Pedal hat eine leicht angeschrägte Oberseite, auf der sich alle Bedien- und Steuerelemente befinden. Während das H9 nur mit einem Regler, zwei Fußschaltern und fünf kleinen Drucktastern ausgestattet ist, verfügt das Eventide H90 über einige Möglichkeiten mehr zum Bedienen und Editieren direkt am Gerät. Damit wurde ein deutlicher Kritikpunkt vieler User aufgegriffen, der die Bedienbarkeit direkt am H9 anbetrifft. Nun hat Eventide aufgerüstet und dem H90 zwei große und drei kleine Encoder-Regler spendiert, allesamt mit integrierter Tastfunktion. Die beiden großen (Select, Perform) flankieren das Display, die drei kleinen nehmen ihren Platz hinter dem OLED-Display ein. Am hinteren Ende befinden sich drei Fußschalter, alle mit einer knackfreien Relaisschaltung bestückt. Zur Statusanzeige gibt es vor jedem Schalter eine LED mit zusätzlicher Schaltfunktion. Vier weitere LED-Schalter warten außerdem in der Reihe neben den kleinen Encoder-Reglern. Somit stehen wesentlich mehr Möglichkeiten zur Verfügung, die auch in vielfältiger Art und Weise benutzt werden können.

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Eventide H90 Harmonizer Test (3)

1/3 Der Eventide H90 Harmonizer besitzt 62 Effekt-Algorithmen von denen zwei gleichzeitg genutzt werden können.

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2/3 Das weiß lackierte Metallgehäuse ist 168 x 136 x 66 mm (B x T x H) groß.

Eventide H90 Harmonizer Test (5)

3/3 Die Oberseite ist leicht geneigt, um einen besseren Zugriff auf das Bedienfeld zu haben.

Stereo oder Mono – das Eventide H90 bietet mehrere Routing-Optionen

Bei den Anschlüssen, die allesamt an der Stirnseite platziert sind, sieht es ähnlich aus. Es gibt vier Ein- und vier Ausgangsbuchsen, jeweils mit 6,3 mm Klinkenanschluss (Mono). Damit sind verschiedene Routing-Optionen möglich:

Mono In – Mono Out

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Mono In – Stereo Out

Stereo In – Stereo Out

Die übrigen Anschlüsse können für interne Effektloops zum Verbinden anderer Effektgeräte genutzt werden. Das wären dann entweder zwei separate Mono-Loops oder ein Stereo-Loop. Das alles ist in den Systemeinstellungen entsprechend konfigurierbar. Auch die Eingangsbestückung (Gitarre oder Line-Level) lässt sich entsprechend anpassen. Die beiden Exp/Ctl-Klinkenbuchsen dienen dem Anschluss zusätzlicher Schalter oder Expression-Pedale, die Effekte oder Parameter in Echtzeit steuern. Zur Verbindung mit dem Computer (Mac, PC) steht ein USB-C-Anschluss zur Verfügung, über den man den H90 mit der H90 Control App bequem am Computer editieren und auch Firmware-Updates aufspielen kann. Eine iOS-App wie beim H9 war zumindest zum Zeitpunkt des Tests nicht verfügbar. Der H90 kann mit 9-12 V Spannung versorgt werden, ein Netzteil gehört zum Lieferumfang. Wer das Pedal im Board mit einer Mehrfachstromversorgung speisen möchte, sollte zwei Dinge berücksichtigen, denn Eventide weicht bei der Stromversorgung leider vom Standard ab: Der Minuspol ist außen und ein eigener Stecker wird gebraucht, denn der übliche Standardstecker passt leider nicht. Links befindet sich eine Anzeige zum Pegelstatus (In, Out), was die Kontrolle erleichtert, falls es irgendwo ungewöhnlich zerren sollte. Allerdings wird die beim Einbau ins Board wohl weniger Beachtung finden. Und last, but not least haben wir an der linken Gehäuseseite noch zwei MIDI-Anschlüsse (In, Out/Thru), über die man das Eventide H90 per MIDI steuern kann.

Fotostrecke: 6 Bilder Fotostrecke Alle Anschlüsse sitzen an der Stirnseite des H90. 6 Bilder
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1/6 Alle Anschlüsse sitzen an der Stirnseite des H90.

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2/6 Es gibt vier Inputbuchsen deren Funktion mit einer grünen Status LED angezeigt werden.

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3/6 Vier weiter Buchsen in der Mitte dienen als Ausgänge.

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4/6 Das H90 bietet zwei separate Anschlüsse für Controller-Pedale.

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5/6 Das H90 ist auch midifähig, kann also mit entsprechendem MIDI-Equipment kommunizieren.

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6/6 Dazu sitzen an der linken Seite zwe MIDI Buchsen, einmal IN und einmal OUT

Beim Eventide H90 kommt Qualität vor Quantität

Bevor ich in die Tiefe gehe, zuerst einmal ein paar Worte zum generellen Konzept des Eventide H90. Wie erwähnt, stellt das Pedal aktuell 62 Effekt-Algorithmen bereit. Dabei ist prinzipiell alles, was man braucht, von der Zerre bis zum abgefahrenen Delay mit Pitch-Shifting. Der Schwerpunkt liegt aber eher in den Kategorien Modulationseffekte, Pitch-Shift/Harmonizer, Delay und Reverb. Im Vergleich zu vielen anderen Geräten gibt es hier weniger Modelle, die den Sound eines bestimmten klassischen Effektpedals 1:1 emulieren. Das H90 bietet stattdessen überwiegend neuartige und eigene Effektkreationen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Algorithmen von Eventide (z. B. Blackhole) eher anderen Herstellern als Vorlage dienen. Wenn dann doch einmal Standard angesagt ist (z. B. Tape Delay), dann meistens mit zusätzlichen Parametern, die beim Original oder Vorbild nicht unbedingt vorhanden sind. Von 62 Algorithmen kann man zwei gleichzeitig benutzen. Im Zeitalter moderner Effektgeräte mit Amp-Modeling ist das nicht viel, aber dafür handelt es sich um qualitativ sehr hochwertige Effekte, die entsprechende Prozessorleistung benötigen. Hier wird eindeutig das Konzept Qualität vor Quantität gefahren, wovon ihr euch im Praxisteil überzeugen könnt. Soviel schon mal vorab.

99 Programme kombinieren beim H90 jeweils zwei Algorithmen

Die beiden Algorithmen lassen sich im Signalweg hintereinander oder auch parallel platzieren. Für alle einzelnen Algorithmen stehen bereits vorgefertigte Presets zur Verfügung, damit man schneller ans Ziel kommt und auch mal von einem bestimmten Sound inspiriert wird. Die Kombination von zwei Presets wird beim Eventide H90 als Programm bezeichnet, bei anderen Herstellern wird dafür oft der Name Patch oder Rig verwendet. Neben den Presets für einzelne Algorithmen beherbergt das Pedal auch eine stattliche Anzahl von Programmen, nämlich 99 Stück. Wenn der LED-Kranz am Select-Regler leuchtet, können sie per Drehen und Drücken (Bestätigung) angewählt werden. Im Display werden dann der Name und die beiden Algorithmen angezeigt. In der unteren Reihe stehen drei Parameter (frei wählbar), die dann direkt mit den drei kleinen Encoder-Reglern verändert werden können.

Das H90 ist auf der Bühne auch per Fuß bedienbar

Die Fußschalter sind in diesem Status so belegt, dass man mit dem linken Schalter (P) den Effekt aktivieren/deaktivieren kann, mit den Schalter A und B können die Programme vor und zurück geschaltet werden. So lässt sich auch im Bühnenbetrieb im Stehen alles per Fuß anwählen. Wer dabei noch mehr steuern möchte, zum Beispiel Algorithmen ein- oder ausschalten, der drückt den Perform-Encoder. Das geht auch per Fuß, der Regler ist recht solide. Dann werden im Display die aktuellen Funktionen angezeigt. Auf der ersten Seite sind das in der Regel Effekt Bypass, Algorithmus A On/Off, Algorithmus B On/Off. Wenn man noch einmal auf den Perform-Encoder drückt, werden drei weitere Schaltfunktionen angezeigt. Dann können einzelne Parameter der Effekt-Algorithmen gesteuert oder auch die Tap-Tempo-Funktion einem der Fußschalter zugewiesen werden. Alles ist frei programmierbar, wobei die Entwickler von Eventide bei den Programs bereits einiges vorgefertigt haben. Drückt man erneut auf den Select-Encoder (geht ebenfalls per Fuß), ist man wieder in der Startposition und kann mit den Fußschaltern das Program für den nächsten Song aufrufen. Somit kann man im Bühnenbetrieb tatsächlich vieles während des Spielens in Echtzeit verändern, abgesehen von der zusätzlichen Verwendung eines Expression-Pedals.

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1/4 Auf der Oberseite tummeln sich einige Schalter und Potis.

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2/4 Über den Select-Regler mit buntem Lichtkranz werden die zu bearbeitenden Parameter ausgewählt.

Eventide H90 Harmonizer Test (16)

3/4 Ein großes Display in der Mitte gibt Auskunft über die aktuell ausgewählten Presets und Parameter.

Eventide H90 Harmonizer Test (17)

4/4 Den Fußschaltern könen verschiedene Optionen zugeordnet werden.

Szenenwechsel mit den HotSwitches

Neben diesen simplen On/Off-Funktionen gibt es auch noch das HotKnob-Konzept. Der Perform-Regler übernimmt die HotKnob-Funktion und steuert dann bestimmte Parameter stufenlos und in Echtzeit. Welche Parameter das sind, kann man selbst entscheiden und der HotKnob-Funktion zuweisen.

Und dann sind da noch die HotSwitches. Die funktionieren im Prinzip ähnlich wie die Szenenspeicherung bei einem Mischpult. Das ergibt dann Sinn, wenn man innerhalb eines Programms die Effekteinstellungen rapide verändern möchte, ohne ein neues Preset aufrufen zu müssen. Drei komplette Einstellungen können innerhalb des Programms unter den Bezeichnungen HotSwitch 1-3 gespeichert werden. Abgerufen werden die Einstellungen dann per Fußschalter. Auch hier gibt es bereits voreingestellte Settings in den Factory-Programs.

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1/3 Screenshots H90 Control 1

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2/3 Screenshots H90 Control 2

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3/3 Screenshots H90 Control 3

Das Editieren am Eventide H90 funktioniert besser als beim H9

Das Editieren am H90 selbst wird über das Display und den dahinter positionierten Parameter Encoder-Reglern erledigt. Man drückt den Parameter-Taster und im Display werden drei Parameter angezeigt, die dann mit dem jeweils darunter positionierten Regler verändert werden können. Weitere Parameter erreicht man, wenn man in diesem Edit-Modus am Select-Encoder dreht oder den Parameter-Taster erneut drückt (dann erscheinen die Parameter des zweiten Algorithmus oder die globalen Parameter). Das funktioniert auf jeden Fall dank des Displays und der drei verfügbaren Regler wesentlich besser als beim H9. Auch hier gibt es noch ein paar kleine Tricks, denn man kann bestimmte Parameter, insgesamt sechs an der Zahl,den Quick-Knobs zuweisen. Die ersten drei werden im Display immer angezeigt und können sofort verändert werden, Zugriff auf die anderen drei erhält man durch Drücken auf einen der drei Parameter-Encoder. In den vorgefertigten Programmen sind diese Funktionen für diverse, häufig geänderte Parameter wie z. B. den Mix-Level schon voreingestellt, sodass man nicht erst stundenlang programmieren muss. Auch in dieser Hinsicht haben die Programmierer einen ausgezeichneten Job erledigt. Die etwas komfortablere Lösung ist natürlich das Editieren mit der H90 Control-App am Computer. Hier werden die kompletten Parameter auf einen Blick und sehr übersichtlich dargestellt und man hat schnellen Zugriff auf die globalen Einstellungen und weitere Funktionen. Dazu gehören beispielsweise auch das Zuweisen der HotKnob- und HotSwitch-Funktionen. Das Downloaden und Installieren gestaltet sich problemlos, das Eventide H90 wird sofort erkannt und die Kommunikation in beide Richtungen funktioniert einwandfrei.

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Author: Cheryll Lueilwitz

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